Was fehlt, ist nicht der Autor

von Wolfgang Walk

Schade. Für so etwa das erste Viertel eines größeren Artikels in der Süddeutschen hatte ich die Hoffnung, dass sich da langsam etwas täte im arrogant vor sich hindämmernden deutschen Feuilleton, das auch im Jahre 38 nach Donkey Kong immer noch auf einen erhellenden Moment wartet, wie man mit dieser neuen Kunstform Computerspiel umzugehen habe, ob es sich überhaupt um eine handele, und warum so etwas Kindisches und irgendwie auch Ekliges jetzt neuerdings als kulturell wichtig zu gelten habe.

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Wobei, eigentlich war diese Hoffnung schon nach der Überschrift nur noch schwach: „Als Kulturgut nicht ernst genommen“ titelt der Artikel, und er macht, was so viele Artikel machen, die sich mit Games außerhalb der eigenen ästhetischen Kernkompetenz beschäftigen: Zunächst einmal werden ein paar unbestreitbare Fakten präsentiert, daraus dann allerdings einigermaßen hanebüchene Folgerungen geschlossen, und danach wird dann alles durcheinander geworfen, um die Schuld an Problemen schlussendlich dem Spiel selbst bzw. seiner Industrie und ihrer Kultur in die Schuhe zu schieben.

Das wäre weniger schade, wenn der Autor, Nicolas Freund, dem Spiel nicht durchaus wohlwollend gegenüberstände. Man würde uns ja gerne offiziell im Kreise der anerkannten Kunstfähigkeit begrüßen, so Freund, aber, so sein Hauptargument, wenn nicht mal der Autor eines Games einwandfrei erkennbar ist … am Feuilleton läge es ja nicht, aber der Kulturbetrieb ist nun mal so, und da müssten wir, die Spielehersteller, uns schon ein wenig anpassen. Wir könnten ja nicht verlangen, dass wegen uns mehrere hundert Jahre Diskurstradition über den Haufen geworfen würden, nur weil wir die Autoren unserer Spiele nicht in den Vordergrund schieben wollen und stattdessen hinter irgendwelchen Studionamen verstecken.

Verlangen wir das? Haben wir das je? Weiß ich nicht, und wenn, dann habe ich das nicht mitgekriegt. Bislang ist mir die Branche in   der Hinsicht aber eigentlich als eher bescheiden, um nicht zu sagen unterwürfig vorgekommen. Eine Änderung der Diskurstradition hat bislang niemand gefordert. Was offenbar ein Fehler war und deshalb jetzt und hier von mir nachgeholt wird. Bescheidenheit war – zugegebenermaßen – noch nie meine ganz große Stärke.

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